Projekt 16

25. Oktober 2016  |  Robert Poorten

Immer wieder der 16.

Ein Tag im Monat, was passiert da, über einen langen Zeitraum fotografiert. Nicht ein Ort, nicht eine Handlung, sondern viele.

Das war der Anfang, der Tag war schnell gefunden, der 16., Bloomsday in Irland.

Anfang 2012 fing ich mit einer Wettbutze irgendwo in Düsseldorf an. Ich war auf den Battlefields in Ypern (16.08.2013), auf der Landesgartenschau (16.04.2014), habe mir Teenager auf der Pferdemesse angesehen (16.03.2013) oder einen Tag lang tote Bäume fotografiert (16.12.2012).Schwierig sind die Wintermonate, da passiert so viel wie auf einer Ortsvereinssitzung der Piraten (16.04.2012). Mal wollen aufmerksame Bürger die Polizei rufen (Otzenrath 16.05.2012), weil ja Menschen mit Kamera irgendwie immer verdächtig sind,  mal wird man herzlichst aufgenommen und ordentlich beschnapst (Boßeln, 16.03.2014), mal muss die Tochter betüddelt werden und es geht nur raus um die Ecke (16.09.2013).

Aber es macht immer einen Heidenspaß und wenn es das nicht mehr macht ist hoffentlich der 16.06. und ich bin in Dublin und freue mich oder bin betrunken oder vielleicht beides.

 

16.10.2016 – 2 Kugeln

Irgendwo im Sauerland, 4 Uhr morgens. Wir, der Jäger und ich, treffen uns bei ihm daheim und trinken noch schnell einen Kaffee, dann geht es los, bei Vollmond.
Der Hochsitz ist komfortabler als ich dachte, nur sprechen sollte man da oben natürlich wenig, weshalb ich immer mal wieder einnicke und hoffe, dass mein Schnarchen die Tiere nicht aufschreckt.
Der Jäger ist im normalen Leben Wirtschaftsprüfer und wollte neben dem Job auch noch etwas anderes machen. Zahlen allein sind wohl auf Dauer nicht ausfüllend.
Ungefähr nach einer halben Stunde wird die erste Kugel abgefeuert und trifft einen Dachs, wie sich erst zwei Stunden danach herausstellt, weil wir nicht sofort nachschauen um eventuell noch anderes Wild zu erlegen. Etwas später huschen dann drei Rehe vorbei sind aber zu schnell wieder weg. Und wieder warten. Kurz nach Sonnenaufgang dann ein einzelnes Reh, eine Minute später ist es tot.
Später holt der Jäger das Auto und es geht mit dem Reh zur Jagdhütte.
Das Ausweiden des Tiers hätte auch fast meinen Mageninhalt nach außen verfrachtet, spätestens da ist mir klar, dass ich wohl nicht zum Jäger tauge.
Am Ende der Prozedur hängt das Tier in der Kühlkammer und wir holen Brötchen für die Familie.

  • Projekt-16-2 Kugeln
    16.10.2016 - 2 Kugeln

 

16.04.2016 – Night on Botanischer Garten

Eine Nachtwanderung durch die Botanik erschließt sich nicht auf Anhieb. Trotzdem fanden sich ungefähr 30 wackere Teilnehmer ein, um den Düsseldorfer Botanischen Garten bei Nacht zu betrachten.
Natürlich nahmen alle Tiere, die man evt. auch hätte sehen können, reißaus, nur ein einzelner Krebs war nicht schnell genug und musste als Anschaungsobjekt herhalten. Wieviel Endorphine der ausgeschüttet hat angesichts 10 wissbigieriger Kinder, die ihn fröhlich durch die Gegend schubsten kann man nur vermuten.
Rabatten bei Nacht zu fotografieren macht allerdings deutlich mehr Spaß als am Tage.

  • 16.04.2016-Nachts im Botanischen Garten Düsseldorf
    16.04.2016 - Night on Botanischer Garten

 

16.11.2015 – Ersatzflüssigkeit

Zugegeben, auch ich möchte nicht in der Haut eines Ausstellers einer Medizinmesse sein. Wie präsentiere ich wohl meine Skalpelle, Knochenbohrmaschinen, Beatmungsgeräte oder gleich ganze Medizinsäle ohne das, was ich damit normalerweise mache, zeigen zu können. Welch wundersame Einfälle diesen Umstand zu umgehen versuchten hat mich schwer fasziniert, ich ziehe meinen Hut und wünsche allen Patienten gute Besserung.

  • Projekt-16-Ersatzflüssigkeit
    16.11.2015 - Ersatzflüssigkeit

 

16.08.2015 – Volle Pulle

Ahrdorf, Eifel. Ungefähr 240 Einwohner, mindestens 20 Seifenkisten. BAP hat im stillgelegten Bahnhof „Für usszeschnigge!“ eingedudelt.
Die Strecke ist 650m lang und die „Schikane Schlecht“ ist der halsbrecheriche Höhepunkt der Absause.
Für musikalische Unterhaltung sorgt unterwegs die Heckablage der Streckenposten und Bier gibt es reichlich. So mancher macht sich Strichlisten auf seinen Unterarm um am nächsten Morgen daran erinnert zu werden, wer für den Schädel wirklich verantwortlich ist.
Die Sektdusche für die Gewinner ist zwar ohne lächelnde Formel 1 Hostessen, dafür aber deutlich ausgelassener und garantiert durchnässender. Und der vierte Platz wird noch mit einer Wurstkette belohnt.
Schade nur, dass es keine Abfahrt für neugierige Touristen gibt, das hätte sicher viel Spaß gemacht.

  • 16.08.15-Seifenkistenrennen in Ahrdorf, Eifel
    16.08.2015 - Volle Pulle

 

16.07.2015 – Before Halligalli

Noch ein Tag, dann geht es los. Einige Schlemmerecken haben
schon geöffnet und versorgen die Aufbauhelfer mit Wurst und Wasser. Hunde streunen über den Kirmesplatz der angeblich größten Kirmes am Rhein.
In den Vitrinen des austragenden Schützenvereins stapeln sich die Gewinne für die Bierzeltbesucher der Brüderschaft. Die Losbuden werden beliefert mit 1 Millionen Plüschtieren und, in diesem Jahr zum ersten Mal dabei, den Minions in 50 verschiedenen Größen.
Das Grillfleisch kommt Wäschekörbeweise und wird schon mal bei 30 Grad vorgebraten.
Einige neugierige Kinder gruseln sich an der Geisterbahn und der Autoscooter wird gekärchert, ebenso die Dächer der Wohnwägen, die hinter den Kulissen versteckt sind.
Alles sehr gemächlich und angenehm ruhig.

  • 16.07.2015 - Kirmes am Rhein Düsseldorf einen Tag vor der Eröffnung
    16.07.2015 - Before Halligalli

 

16.06.2015 – 17 Chinesen und ein Deutscher Wald

Alles begann sehr harmlos, es schien ein recht normaler Auftrag für ein Magazin zu werden. Begleite 17 Chinesen drei Tage auf ihrer Tour durch die ansässige Landmaschinen-Szene. Was immer erst mal heißt: 2 Stunden abgedroschene Firmenpräsentation über sich ergehen lassen. Danach die obligatorische Werksführung und anschließend Wiener Schnitzel mit Pommes.
Nach dem Pflichtprogramm fuhr Wladimir, der polnische Busfahrer, die Gruppe dann schnellstmöglich zu einem Einkaufszentrum damit für daheim kräftig Milchpulver und für das Abendessen ordentlich viel frischer Knoblauch erworben werden konnte.
Mein mitreisender Textkollege hatte mich vorab schon gewarnt, dass abends der eigentliche Höhepunkt der ganzen Veranstaltung wäre. Er untertrieb maßlos. Ein Vulkanausbruch ist ein langweiliges Naturschauspiel gegen die Erruption, die ich zumindest an einem der drei Abende miterleben durfte. In schwindelerregendem Tempo leerten sich Bier- und Weingläser und die Stimmung als euphorisch zu bezeichnen wäre ein gnadenloser Euphemismus. Ein kleiner Teil der Gruppe ging nachts dann noch die heimische Flora und Fauna erkunden und ein Teilnehmer verlor seine Uhr beim Aufstieg auf eine hiesige Tanne. Selbstredend machte sich die gesamte Gruppe am nächsten Tag auf die Suche und – das erstaunte mich am meisten – fand die Uhr tatsächlich wieder.
Ich war begeistert und würde am liebsten immer nur mit einer Horde Chinesen um den Block ziehen.

  • Projekt 16 - 17 Chinesen und ein Deutscher Wald
    16.06.2015 – 17 Chinesen und ein Deutscher Wald

 

16.05.2015 – Heute ein Ewok

Es scheint, als hätten alle IT-Abteilungen Deutschlands einen Ausflug nach Köln unternommen um an der diesjährigen Rollplay Convention teilzunehmen. Wer täglich an Samba- oder sonstigen Servern rumschraubt freut sich am Wochenende auf etwas handfestes.
Und schlüpft in die Rolle seines Lebens und sei es nun ein Ewok.
Ist jedenfalls lustiger als vertrackte Hard- und Software ans Laufen zu bringen. Hier ist der Gegner wenigstens real, auch wenn es nur ein Spiel ist.

  • Projekt 16 - Heute ein Ewok
    16.05.2015 - Heute ein Ewok

 

16.04.2015 – Home of the Blech

Eine Oldtimermesse ist der ideale Platz für Nostalgiker:
Bei den ältesten Automobilen riechen sie noch die Straßen voller Pferdeäpfel, Mobile der 30er Jahre lassen sie von leeren Autobahnen in malerischer Landschaft träumen, der Käfer, Synonym für schrankenlose Dauerfortbewegung, wird wohl immer mit dem ersten Urlaub in Italien verbunden sein und ein Besucher der Messe schwärmte gar von dem Geruch der Abgase nicht katalysierter Motoren, die einen normalen Menschen eher an Smogalarmfilme der 70er Jahre erinnern.
Selbst der Wartburg wird verklärt als Mitglied der Familie.
Der VW Bully ist das Auto mit den meisten Projektionsmöglichkeiten, von ersten Urlauben über Hippie-Peace-Geträume bis hin zum Diskokugel-Donna-Summer-Mobil geht eigentlich alles auf einer Oldtimerschau (wer je mit einem T2 versucht hat auch nur über die Ardennen zu kommen, kann da in keinem Falle nostalgischen Gefühlen anhängen).
Und wer möchte kann sich natürlich auch ein D-Schild mit Jahreszahl an die Stoßstange pappen und sich in die wunderschöne Zeit zurückdenken, als die EU noch EWG hieß.

Je älter das Auto, desto verschrobener die Erinnerung.

  • 16.04.2015 - Classic Cars Messe
    16.04.2015 - Home of the Blech

 

16.03.2015 – Schnitt

Blut kann ich nicht sehen, wenn jemand für eine Operation aufgeschnitten wird falle ich in Ohnmacht und selbst diese Bilder durchzuschauen bedarf viel Überwindung.
Die OP, bei der ich dabei war, dauerte mehrere Stunden, ein Bruch am Fuß, kompliziert. Die Vorbereitungen dauern über eine halbe Stunde, nicht eingerechnet die Zeit des Reinigungspersonals.
Am Anfang wirkt alles wie bei einem Orchester wo jeder erstmal die Instrumente stimmt. Nur die nüchterne Umgebung passt nicht so recht ins Bild. Überall Kabel, Monitore, Werkzeuge.
Der Gips wird aufgeschnitten, das Bein mit Jod eingerieben, die Instrumente und Werkzeuge liegen an der richtigen Stelle und die Checkliste wird durchgegangen. Bei Piloten läuft das wahrscheinlich nicht anders.
Alles wirkt einstudiert, wie schon tausendmal gemacht, höchst professionell.
In manchen Momenten bin ich froh, dass ich Fotograf und kein Arzt geworden bin, den Job könnte ich nicht machen.

  • 16.03.2015 - Bein-OP im Krankenhaus
    16.03.2015 - Schnitt

 

16.02.2015 – Egmond aan Zee

Sicherlich gibt es nicht viel Gutes über Egmond zu sagen. Vielleicht noch, dass die belgische Küste noch mehr zugepflastert ist. Aber das war es dann auch schon.
Ist aber alles von Nebel verdeckt, kann man Frieden schließen.
Und in den Dünen, wenn alle Geräusche weg sind und man keine Menschen sieht ist es einfach wundervoll.
Schade, das auch der Nebel irgendwann weg ist.

  • 16.02.2015 - Nebel in Egmond aan Zee - Niederlande
    16.02.2015 - Egmond aan Zee

 

16.11.2014 – Der Mittelpunkt der Welt

Eine Halle irgendwo in Düsseldorf, normalerweise treten hier bekanntere Musiker auf, wird zur Bühne für den schönsten Tag des Lebens.
Die Stretchlimo für das L.A. Filmstar-Feeling ist da, die Kutsche für Sissi Fans natürlich auch. Wer noch nicht so recht weiß ob er schon erwachsen ist kann sich die Hello Kitty Torte kommen lassen.
Tauben dösen vor sich hin und werden zur Erläuterung der artgerechten Haltung hin und wieder aus ihren Käfigen geholt.
Die Trendfarbe bei Hochzeiten ist nicht mehr weiß, wie mich eine liebe Ausstellerin aufklärt, nein es ist champagner. Klingt auch irgendwie perliger, prickelnder und nicht nach Wanne-Eickel.
Und unscharf, hinter all dem teilweise sehr skurillen Hochzeitsverbesserungsvorschlägen, den genervten baldigen Gatten und den aufdringlich rumzubbelnden Müttern, blitzt etwas sehr Schönes durch:
Heute bin ich Mittelpunkt der Welt. Ich, die zukünftige Braut.
Und ja, bewundert mich, heute!

  • 16.11.2014-Brautmesse in Düsseldorf
    16.11.2014 - Der Mittelpunkt der Welt